Schulenberg 1954: Ein Dorf im Harz feiert seine Umsiedlung
Im Jahr 1954 wurde der komplette Ort Schulenberg im Oberharz für den Bau des Okerstausees umgesiedelt. Heute liegt der See an der Stelle, wo einst Gebäude standen. Die Bewohner wurden 100 Meter höher auf den großen Wiesenberg umgesiedelt. Um dieses besondere Jubiläum zu feiern, veranstaltet Schulenberg alle fünf Jahre ein dreitägiges Fest. Das nächste Umsiedlungsfest findet 2029 statt. Es bietet ein vielfältiges Programm für Jung und Alt: ein Tzscherper-Buffet, Schiffrundfahrten, Musik von Kapellen, Chören, Bands und vieles mehr.
Auch Kinder kommen bei einem bunten Programm voll auf ihre Kosten. Dieses Fest ist nicht nur eine Gelegenheit, der Vergangenheit zu gedenken, sondern auch einen Neuanfang zu feiern. Schulenberg hat sich seit der Umsiedlung zu einem beliebten Ausflugsziel des Tourismus im Harz, als touristischer Ort mit Panoramablick über den berühmten Okerstausee entwickelt. Weitere Informationen folgen im nächsten Festjahr.
Schulenberg damals und heute
Bild links: ©Heimatstube Altenau • Bild rechts: ©Christian Deike - KBG
Am 29. August 1954 galt es für ein ganzes Dorf und seine Bewohner im Oberharz, Abschied zu nehmen, denn ihr Heimatdorf Schulenberg wurde komplett umgesiedelt. So verließen die Bewohner ihr idyllisches Zuhause. Schulenberg musste der neuen Talsperre der Oker weichen und wurde als kompletter Ort geflutet. Auf dem "Kleinen Wiesenberg", auf knapp 500 Meter Höhe, wurde ein komplettes Dorf erschaffen: Neu-Schulenberg. Der Grund für die Umsiedlung lag in den mächtigen Überschwemmungen, die in der kalten Jahreszeit durch die Schneeschmelze verursacht wurden. Dadurch war die Oker nicht mehr der idyllische Fluss, der sanft durch die Region plätscherte, sondern wurde für die Bewohner des Dorfes zur bedrohlichen Gefahr durch massive Wasserfluten. Um dies unter Kontrolle zu haben, wurde die Oker mit einer fast 100 Meter hohen Betonmauer unmittelbar hinter Schulenberg gestaut. Ein Dorf zog um und die Okertalsperre entstand.
Doch wie hat man so etwas damals umgesetzt? Im Jahr 1928 wurde im Dorf ein Baustopp verhängt. Die Bewohner erhielten auch die Benachrichtigung, dass ihre Häuser unverändert bleiben müssten. Bei einer Umsiedlung später sollten Entschädigungen nur für bereits vorhandene Werte gewährt werden. Die Idee zum Talsperrenbau und damit verbunden die Umsiedlung scheint aber schon früher, Anfang 1900 enstanden zu sein. Das Land wurde nämlich bereits 1912 vermessen. Mehrere Jahre lang geschah nichts, erst im Sommer 1938 rückten Arbeiterkolonnen zum Talsperrenbau an, während des Zweiten Weltkriegs ruhten die Arbeiten. Im Jahr 1949 setzen sich die Arbeiten an der Talsperre fort. Es wurden neue Straßen an den Talhängen gebaut und an zwei Stellen entstanden notwendige Brücken.
Die Harzwasserwerke, die für den Bau der Talsperre verantwortlich waren, erwarben die Häuser im Tal und rissen die Gebäude im alten Schulenberg bis auf die Grundmauern ab. Die früheren Besitzer erhielten neue Grundstücke auf dem Wiesenberg. So verließen die Schulenberger am 29. August 1954 ihr Dorf und zogen in ihr neues Zuhause auf dem "Kleinen Wiesenberg". Dieser Umzug wurde vor 70 Jahren als großes Fest gefeiert, mit tausenden Gästen und einer Blaskapelle. Die Talsperre konnte schließlich 1956 fertiggestellt werden, nachdem 30.000 Kubikmeter Hochwald abgeholzt worden waren, ein Dorf umgesiedelt und neue Straßen und Brücken gebaut wurden.